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Mehr InformationenPolens früherer Staatspräsident Aleksander Kwasniewski hatte sich mit seiner Prognose von 2004 geirrt, Özdemir werde demnächst Vizekanzler, weil er ein kluger Kopf sei, ein scharfer Analytiker und ausgezeichneter Redner und ihn „grenzenlos“ begeistere. Denn Union und FDP bildeten 2005 die neue Bundesregierung, ohne die Grünen. Und deren Bundesvorsitzender brachte seine Partei immer neu in Stellung als künftigen Partner – gerade für die Union, und in ausgesprochen selbstbewusster Tonlage. Denn es seien die anderen, die sich „in der bedeutendsten Frage dieses Jahrhunderts, der ökologischen, auf uns zu bewegen müssen, weil wir darauf am besten vorbereitet sind“, bezog er Position im Gespräch mit der „Welt“.
Schon 1983 war die neue Partei mit dem Slogan „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“ in ihren zweiten Bundestagswahlkampf gezogen. Das dazu passende Plakat, eine Kinderzeichnung mit lachender Sonne und Obstbäumen voller Früchte, hängt immer noch, sorgfältig gehütet wie ein Schatz, in vielen Grünen-Fraktionen und -Büros. Auch die Formel von den grünen Ideen, mit denen schwarze Zahlen zu schreiben sind, hatte mittlerweile einige Patina angesetzt. Doch Umwelt- und Klimaschutz nahmen einen immer breiteren Raum in der deutschen Öffentlichkeit ein. Die Grünen waren Meinungsführer, vor allem, nachdem die Kopenhagener Klimakonferenz ohne verbindliche Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung geblieben war, nahmen Umwelt- und Klimaschutz einen immer breiteren Raum in der deutschen Öffentlichkeit ein. Extreme Wetterereignisse wurden häufiger. Starke Regenfälle und ein Staudammbruch führten rund ums sächsische Görlitz zur schwersten Hochwasserkatastrophe seit Beginn der Aufzeichnungen.
„Vieles, wofür wir früher ausgelacht und verspottet oder scharf kritisiert worden sind, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagte der Bundesvorsitzende 2010 bei einem Landesparteitag. Seine Partei hatte sich einen – im Vergleich zu allen anderen – stolzen Glaubwürdigkeitsbonus erarbeitet. Nicht weniger als 48 Prozent aller Wahlberechtigten bescheinigten den Grünen, nach der Wahl zu tun, was sie vor der Wahl angekündigt hatten. „Sie erscheinen vielen wie ein zuverlässiger Fels in der Brandung“, würdigte das der Politikprofessor Jürgen Falter.
