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Brücken bauen im Advent: #12 Minister von morgen

veröffentlicht: 12. Dezember 2025 | zuletzt bearbeitet: 12. Dezember 2025 | AuthorIn: Ralf Nentwich

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Diese Bande wuchsen zart und stetig: Eine Gruppe von Männern, alle erst seit wenigen Monaten MdBs, noch nicht 35 und entweder CDUler oder Grüne, hatte sich zusammengetan. Darunter auch Cem Özdemir. In den Augen der jungen Schwarzen war der ungewöhnliche Schwabe gefällig, ohne lange Mähne, Latzjeans und Birkenstock. Selbst der Ohrring, den er sich irgendwann auf einem Schulausflug nach Berlin hatte stechen lassen, sehr zum Verdruss des Vaters, war abgelegt.

Er passte also zu der Truppe, die damals im Weinkeller einer Bonner Pizzeria zu tagen pflegte. Möglichst geheim bleiben sollte der Auftakt, was gründlich fehlschlug: Just an diesem Abend saß Kohls Sekretärin Juliane Weber auf einem Platz, an dem sie alle vorbeimussten, darunter Armin Laschet, Norbert Röttgen, Peter Altmaier, Roland Pofalla oder Hermann Gröhe. Die Antwort auf die Frage, ob ihr Gaststättenbesuch zufällig war oder nicht doch vorsätzlich, hat Kohls Vertraute mit ins Grab genommen.

Später bedauerten die Protagonisten, dass nur wenig umzusetzen war von dem, was da auf zahlreichen Politikfeldern von den auf diesen schönen Beinamen getauften Jungen Wilden erdacht und erträumt wurde. So erwog der CDU-Nachwuchs, ohnehin von CSU-Kollegen missbilligend beäugt, einen deutschen Alleingang bei der Einführung einer Energiesteuer zum Wohle des Umweltschutzes. Als die Wirtschaft und ihre Lobby massiven Einspruch einlegten, wurde das Projekt sogleich wieder eingesammelt. „Ploff und kusch“, höhnte das bekannte Hamburger Nachrichtenmagazin.

Überliefert und nicht nur unter direkt Beteiligten bis heute gern erzählt sind aber auch Geschichten vom Enthusiasmus. Hermann Gröhe schwärmte von der Lebensfreude als verbindendem Element: „Wir genießen gern, mögen gutes Essen und Wein, wir lesen die gleichen Bücher, schauen uns die gleichen Filme im Kino an und denken in vielen politischen Fragen in dieselbe Richtung.“ Und Özdemir fand gut, dass da weder im Übermaß theoretisiert noch gekungelt worden sei: „Wir wollten einfach gemeinsam über den Tellerrand in die Zukunft schauen.“