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Mehr InformationenSo manches ist Cem Özdemir nicht geworden, was er angestrebt hat in seinem schon ziemlich langen politischen Leben. Begonnen hatte es damit, dass ihm der Tübinger Kreisverband Ende der Achtzigerjahre die Bundestagskandidatur verweigerte. Auch mit anderen Ambitionen stieß er bei der grünen Basis auf mehr Widerstand als Unterstützung. Er verzichtete aufs Amt des Ausländerbeauftragten in der Regierung Schröder, vorrangig aus Quoten-Gründen.
Er wurde weder Wirtschafts- noch Außenminister. Und 2019 wurde er nicht Chef der Bundestagsfraktion. Solche Niederlagen lösten aber auch diese ihm irgendwann vertrauten und seinen Fans angemessen erscheinenden Reaktionen aus: Bei Auftritten, bei Diskussionen, im Wahlkreis selbst auf der Straße von Passanten, in bürgerlichen Medien und in wohlgesetzten Worten wurde ihm gern und oft bescheinigt, wie falsch es sei, dass ihm der nächste Karriereschritt verweigert worden war. 2019 wurden ihm die bis dahin größten Kränze geflochten, als er in für Oppositionspolitiker normalerweise unerreichbare lichte demoskopische Höhen aufstieg und zum zweitbeliebtesten deutschen Politiker nach dem Bundespräsidenten avancierte. Aber eben doch nicht Fraktionschef. „Dass die Grünen ihn ignorieren, ist fahrlässig“, tadelte damals sogar der dezidiert konservative Ulf Poschardt in der „Welt“. Denn: „Unser Land braucht so jemanden wie ihn ganz besonders.“