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Brücken bauen im Advent: #14 Neugierde statt Angst

veröffentlicht: 14. Dezember 2025 | zuletzt bearbeitet: 14. Dezember 2025 | AuthorIn: Ralf Nentwich

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Bis heute ist in Deutschland der Austausch zwischen Zugewanderten und Ureinwohnern oft karg. Ein Gruß an der Wohnungstür, ein paar Worte über den Gartenzaum hinweg. Vor 50 Jahren fanden erst recht nur sehr wenige schnell und ohne Probleme Anschluss. Die Familie von Muhterem Aras, der Alevitin mit kurdischen Wurzeln, war eine davon. Mit Mutter und Geschwistern folgte die heutige Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg in den Siebzigern dem schon in Deutschland arbeitenden Vater nach Filderstadt bei Stuttgart. Bei Landwirten im Dorf wollte die Mutter, selbst aus einer bäuerlichen Familie stammend, einkaufen.

Die Frauen verständigten sich auch ohne gemeinsame Sprachkenntnisse. Die schwäbische Bäuerin suchte Hilfe und fand sie – stabile Kontakte waren schnell geknüpft. Nur wenige Wochen später wurde das zwölfjährige Mädchen, ebenfalls ohne ein Wort Deutsch zu können, in der neuen Klasse aufgenommen. „Wir hatten das Glück, Menschen um uns zu haben, die uns mit Respekt statt mit Vorurteilen begegneten, die Neugierde zeigten statt Angst vor dem Fremden“, entsinnt sich Aras.

45 Jahre nach dem ersten Anwerbeabkommen mit der Türkei befasste sich die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth mit Multikulturalität. Diese sei eben gerade kein Konzept, sondern ein Tatbestand: „Dann kann man doch nicht sagen, das sei alles gescheitert.“ Integration, sagt sie, müsse als stetiger Prozess wechselseitigen Voneinander-Lernens begriffen werden. Cem Özdemir hadert bis heute damit, dass es oft nicht wirklich dazu kam.