Mandelbäume als Option für Streuobstbau
Ralf Nentwich (Grüne) fragt nach
Landtagsabgeordneter Ralf Nentwich (Grüne) hat eine kleine Anfrage ans Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gestellt zum Potenzial, Mandeln auf baden-württembergischen Streuobstwiesen ökologisch anzubauen.
Rems-Murr (pm). „Der landschaftsprägende und ökologisch wertvolle Streuobstbau steht unter Druck. Der Klimawandel, die damit verbundenen Ernteausfälle und die steigenden Anforderungen an den Schutz der Bäume erschweren die Pflege und Instandhaltung der Streuobstwiesen weiter“, sorgt sich Ralf Nentwich, Landtagsabgeordneter der Grünen. Auch bedrohe deren Rückgang die Artenvielfalt und Biodiversität in Baden-Württemberg, darum seien „Ideen für klimaangepasste und möglicherweise rentable Alternativen“ gefragt.
Eine Option könnte die Mandel sein, denn sie biete eine Alternative zu Hochstamm-Baumarten, indem sie zur Produkt- und Risikodiversifizierung der Obstproduzentinnen und -Produzenten sowie als Mehrwert für die Region beiträgt, findet Nentwich. Darum richtete er im zuständigen Ausschuss für Ländlichen Raum eine kleine Anfrage an das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zum aktuellen Stand des Mandelanbaus in Baden-Württemberg und sein Potenzial für den Streuobstanbau.
Die Rolle der Mandel
Er erkundigte sich, auf wie viel Hektar Fläche Mandelbäume in Baden-Württemberg gewerblich angebaut werden und welche Rolle biologisch und konventionell im Land erzeugte Mandeln und Mandelprodukte auf dem Markt spielen. Die Antwort ist ernüchternd: Der erwerbsmäßige Anbau im Land sei „äußerst gering“. Denn: „Es gibt derzeit keine statistischen Erhebungen zum Mandelanbau, zur Produktion von Mandeln und Mandelerzeugnissen in Baden-Württemberg“. Auch der Anteil an Mandeln aus Baden-Württemberg am Gesamtmarkt sei „verschwindend gering“, da fast alle Mandeln aus den Hauptanbaugebieten Kalifornien in den USA und Spanien importiert werden.
Ein Problem für den heimischen Erwerbsanbau sei die frühe Blüte der Mandelbäume, wodurch eine hohe Gefahr durch Frostschäden bestehe. Zudem sind die bestäubenden Honigbienen zwischen Mitte Februar und Mitte März noch wenig aktiv, weshalb das Ministerium die Erträge als unzuverlässig einschätzt. Andererseits ist die Mandel im Vergleich zu anderen Steinobstarten eher krankheitstolerant. Die Verarbeitung der Mandeln von Hand ist sehr aufwendig, benötigte Gerätschaften rechnen sich erst ab großen Mengen, doch sind die Produktpreise niedrig.
Eine Studie soll ermitteln
Als Maßnahmen zum Aufbau von Wertschöpfungsketten müsste eine Studie ermitteln, wie groß das Marktpotenzial für heimische, ökologisch erzeugte Mandeln abhängig vom Preis ist. Bei positivem Ergebnis könnten Anbauversuche erfolgen, wobei es gelte, die Produktionskosten und einen daraus abgeleiteten Mindestpreis dem Marktpotenzial gegenüberzustellen. Schrittweise könnten die Rahmenbedingungen zur Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten für Mandeln und Mandelprodukte erarbeitet werden. Wegen der bestehenden Risiken erscheint dem Ministerium indes eine Marktanalyse „derzeit nicht sinnvoll“.
Aber für die Biodiversität und Artenvielfalt auf Streuobstflächen kann die Mandel eine Bereicherung sein: Die frühe Blüte könnte Insekten als frühe Tracht dienen. Das Potenzial der Mandel hänge auch davon ab, ob heimische Baumschulen geeignete Setzlinge liefern können. Zum Streuobstanbau werden robuste Sorten auf starkwachsenden Unterlagen benötigt, doch Mandelbäume haben gegenüber anderen Obstsorten eine geringe Wuchskraft. Bislang liegen der Landesregierung keine Daten und Erkenntnisse zum Mandelanbau und dessen Auswirkungen auf Biodiversität und Artenvielfalt von Streuobstwiesen vor.
Klimawandelanpassung von Streuobstbeständen
Doch soll aktuell ein Projekt die Klimawandelanpassung von Streuobstbeständen untersuchen, wobei auch der Mandelanbau in den Blick genommen werden kann. Bei den aktuellen klimatischen Bedingungen mit zunehmend früherem Vegetationsbeginn und hoher Spätfrosthäufigkeit eignet sich laut Ministerium keine Region in Baden-Württemberg zuverlässig für den Mandelanbau. Um dies abschätzen zu können, wäre eine Auswertung von Standortbedingungen in Abhängigkeit von Sorteneigenschaften sinnvoll.
Der Pflegeaufwand für Mandelbäume umfasst einen jährlichen Schnitt, auch wäre eine Beimischung in einen Streuobstbestand denkbar und eine Förderung über die gängigen Programme möglich. Ökologisch bewirtschaftete Streuobstwiesen mit Mandelbäumen wären über Zuwendungen zur Stärkung des ökologischen Landbaus förderfähig. Zudem wären Schalenfrüchte förderfähig über das Sektorprogramm Obst und Gemüse, auch könnten Mandeln in die Qualitätsprogramme des Landes aufgenommen werden, verdeutlicht das Ministerium.